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Fragen & Antworten zu „Mobbing – Schikane mit System: Was Eltern tun können“
In unserem Web-Coaching am 29.04.2025 gab es viele hilfreiche Infos für Eltern zum Thema Mobbing unter Kindern und Jugendlichen. Die Aufzeichnung können Sie hier ansehen. Im Folgenden finden Sie Fragen, die im Chat gestellt wurden und die Antworten mit weiterführenden Infos.
Umgang mit Lehrkräften und anderen Eltern
Sprechen Sie mit den Lehrkräften. Mobbing kann nur dort beendet werden, wo es stattfindet. Schildern Sie die Übergriffe und wie es Ihrem Kind geht. Es kann helfen, nicht von „Mobbing“ zu sprechen, sondern nur zu beschreiben, was passiert ist und wie Ihr Kind leidet. Lassen Sie sich von den Lehrkräften erklären, wie diese vorgehen und fragen Sie, was Sie selbst tun und wie Sie unterstützen können. Es ist wichtig, dass Sie mit den Lehrkräften zusammenarbeiten und nicht selbst auf andere Eltern zugehen, denn das könnte die Situation verschlimmern.
Bleiben Sie beharrlich und so wertschätzend wie möglich im Kontakt mit den Lehrkräften. Vielleicht hilft es, gegenüber den Lehrkräften noch einmal ganz konkret zu beschreiben, wie es Ihrem Kind geht, schildern Sie, was los ist. Gleichzeitig können Sie zuhause gemeinsam dokumentieren, welche Übergriffe in der Schule passieren, um das den Lehrkräften zeigen zu können. Allerdings sollten Sie darauf nicht den Fokus legen – es kann in der Schule auch gute Tage geben. Darüber hinaus können Sie immer schauen, wie Sie in Ihrem Handlungsrahmen Ihr Kind unterstützen können (außerhalb der Schule: Was braucht mein Kind? Was tut ihm/ihr gut? Was brauchen Sie als Familie?). Außerdem können Sie Ihr Kind stärken und immer wieder vermitteln, dass es gut so ist, wie es ist und dass es weiterhin über die Situationen erzählen darf. Es muss grundsätzlich erst einmal nichts "aushalten".
Auch Lehrkräfte können sich hilflos fühlen in solchen Situationen. Grundsätzlich hilft es vielleicht von Ihrer Seite zu signalisieren, dass Sie keine Lösung von der Lehrkraft erwarten, sondern sich wünschen, dass sie die Wahrnehmung ihres Kindes ernstnimmt und genau hinsieht, was in der Klasse passiert.
Betroffene Kinder/Jugendliche können sich auch ohne die Unterstützung von ihren Eltern Hilfe holen. Gute Anlaufstellen sind neben der (Vertrauens-)Lehrkraft die Schulsozialarbeit oder auch Erziehungsberatungsstellen und die Jugendämter. Dort haben Kinder ein Recht auf Beratung, auch ohne Ihre Eltern. Prinzipiell wird Mobbing dort bearbeitet, wo es stattfindet (meist in der Schule). Dafür ist es nicht zwingend notwendig, dass die Eltern im Boot sind.
Hier geht es zur Übersicht der Erziehungsberatungsstellen in Bayern.
Hier geht es zur Übersicht der Jugendämter in Bayern.
Es ist schlimm, dass Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind in der Schule von der Lehrkraft nicht respektvoll behandelt wird. Das wäre jedoch kein klassisches Mobbing. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass Sie als Vertretung Ihres Kindes mit der Lehrkraft ins Gespräch gehen.
Es ist bedauerlich, dass Sie den Eindruck haben, dass vielen Betroffenen von Lehrkräften nicht geholfen wird. Mobbing passiert oft verdeckt und in Situationen, in denen kein Erwachsener zusieht. Zusätzlich sind die zuständigen Personen in der Schule (Lehrkräfte oder Schulsozialarbeiterinnen) auf Informationen von den Schülern angewiesen. Deshalb ist es wichtig, dass sich Betroffene an Erwachsene wenden. Viele Schulen bemühen sich um Fortbildungen und Prävention.
Vermeiden Sie in der Thematik möglichst den Kontakt mit den anderen Eltern und lassen Sie sich nicht auf Diskussionen zu der Thematik ein. Mobbing muss immer dort gelöst werden, wo es entstanden ist. Hier also in der Schule.
Betroffenen helfen
Sie kennen Ihr Kind am besten, wenn es um die individuellen Stärken geht. Vielleicht hilft es Ihnen als Eltern zu überlegen, was für eine große Ressource in der Sensibilität Ihres Kindes steckt. Machen Sie Ihrem Kind immer wieder klar, dass es nicht seine Schuld ist, in dieser Situation zu sein. Räumen Sie möglichst viele „mobbingfreie“ Zeiten ein.
Nehmen Sie Ihr eigenes Kind mit seinem Problem ernst. Nehmen Sie auf jeden Fall Kontakt mit den Erzieherinnen auf und beschreiben Sie, wie es Ihrem Kind in der Situation geht. Wenn es im Kindergarten stattfindet, kann dort von den Erzieherinnen am besten darauf eingegangen werden. Zu systematischem Mobbing wird es, wenn auch andere Kinder, beispielsweise als „Assistenten“ und „Zuschauer“ beteiligt sind und dadurch ein Machtungleichgewicht besteht.
Grundsätzlich ist es gut, Ihr Kind ernst zu nehmen mit seiner Angst vor der konkreten schlimmen Situation. Sie sollten unbedingt mit der Schule darüber ins Gespräch kommen, warum Ihr Kind nicht in die Schule möchte – vielleicht gehen die Lehrkräfte von klassischem „Schwänzen“ oder einer Schulphobie aus. Für die sicherlich sehr belastende Situation würden wir eine Beratung an einer Erziehungsberatungsstelle empfehlen, denn Schulvermeidung ist eine sehr komplexe Sache und muss individuell betrachtet werden. Hier geht es zur Übersicht der Erziehungsberatungsstellen in Bayern.
Sie können nur immer wieder ein Gesprächsangebot machen und geduldig bleiben. Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Kind machen, sollten Sie mit der Lehrkraft ins Gespräch kommen. Die beteiligten Erwachsenen, besonders Sie, sollten nicht über den Kopf Ihres Kindes hinweg handeln, z.B. Gespräche führen. Das Kind erlebt dann, dass nicht offen und ehrlich mit ihm umgegangen wird und fühlt sich hilflos und übergangen.
Wenn Sie für sich als Mutter noch mehr Handlungssicherheit brauchen, wie Sie mit den sozialen Ängsten Ihrer Tochter umgehen, würden wir Ihnen empfehlen dies nochmal in einem Elterngespräch in der Therapie anzusprechen. Ansonsten wäre dies auch ein klassisches Thema für eine Erziehungsberatungsstelle, wo Sie als Mutter Beratung bekommen. Hier geht es zur Übersicht der Erziehungsberatungsstellen in Bayern.
Das ist eine ganz schön heftige Situation, in der sich Ihr Sohn befindet und er leidet augenscheinlich sehr darunter. Es ist sehr gut, dass er sich Ihnen als Eltern geöffnet hat und dass Sie bereits im Austausch mit der Schule sind. Wenn Ihr Sohn psychisch so belastet ist, braucht er sicherlich auch eine individuelle Unterstützung, möglicherweise auch therapeutisch. Wir würden Ihnen empfehlen, sich als Eltern an eine Beratungsstelle zu wenden, z. B. an die PIBS (Psychologische Information und Beratung für Schülerinnen, Schüler, Eltern und Lehrkräfte) beim Evangelischen Beratungszentrum München e. V. (ebz). Die PIBS ist eine überregionale Erziehungsberatungsstelle, die auch eine wöchentliche Telefonsprechstunde anbietet und Eltern dabei unterstützt, mögliche Handlungsschritte auszuloten. Auch die regionalen Erziehungsberatungsstellen sind Anlaufstellen. Hier geht es zur Übersicht der Erziehungsberatungsstellen in Bayern.
Mobbing vorbeugen
Leider können Sie als Eltern erstmal nichts tun, um dagegen zu steuern. Mobbing findet in der Einrichtung (z. B. Schule) statt und dort muss die Lehrkraft die Gruppe steuern. Bleiben Sie auch nach dem Eintritt in die Schule nah an Ihrem Kind und im Gespräch mit den Lehrkräften.
Prinzipiell sollten Kinder für sich lernen, wie Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken können, Grenzen setzen und Hilfe holen können. Dies ist sicherlich eine gute Vorbereitung für die Schule. Kinder ab einem Alter von ungefähr fünf Jahren können mobben.
Mobbing hat nichts mit den Eigenschaften vom Kind zu tun. Mobbende Personen suchen nach „Aufhängern“, diese können aber ganz unterschiedlich aussehen. Es kann prinzipiell jeden treffen und leider nie ausgeschlossen werden. Es hat immer mit der Gruppe/Klasse zu tun, ob ein anfängliches Testen zu Mobbing führt. Es heißt nicht, dass Ihr Kind eher von Mobbing betroffen sein wird, weil es zurückhaltend und sensibel ist. Es hilft aber, Ihr Kind zu unterstützen, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und sich Hilfe zu holen, wenn es Unterstützung braucht. Hilfe holen ist kein Petzen! Viele hilfreiche Tipps zur Stärkung von Kindern finden Sie auf "Stark durch Erziehung".
Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Kind in Gruppen machen, könnten Sie sich an eine Beratungsstelle wenden, um damit besser umzugehen und auch um sich Rat zu holen, wie Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes stärken können.
Hier geht es zur Übersicht der Erziehungsberatungsstellen in Bayern.
Familienstützpunkte sind erste Anlaufstellen, die weitervermitteln können.
Grundsätzlich ist das Beste, was man vorbeugend machen kann, das Miteinander zu stärken und regelmäßig Raum für die Auseinandersetzung damit zu geben. Konflikte gehören zum Miteinander dazu und ein konstruktiver Umgang muss gelernt, gelebt und geübt werden. Ebenso die Regeln des Miteinanders. Das fängt in der Familie an. Tipps zum Umgang mit Auseinandersetzungen und Konflikten gibt es hier im Web-Coaching „Dicke Luft im Familienalltag – da hilft nur reden“.
Weitere Fragen
Sie können nur (je nach Alter des Kindes) immer wieder ein offenes Gesprächsangebot machen und versuchen, die Gefühle Ihres Kindes einzuordnen. Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Kind machen, sollten Sie mit der Lehrkraft ins Gespräch kommen. Es geht aber nicht darum, detektivisch nachzuforschen.
Genau genommen handelt es sich wahrscheinlich in diesem Fall nicht um eine „klassische“ Mobbing-Situation, da der Rahmen der zugehörigen Gruppe fehlt. Nichtsdestotrotz ist es schlimm, wenn Ihr Kind auf dem Schulweg nicht sicher ist. Sie sollten auch in diesem Fall Kontakt mit der Schule aufnehmen und überlegen, was Sie tun können, um Ihr Kind in der Situation zu unterstützen.
Wenn es sich um Mobbing handelt, wird bloßes Ignorieren nicht helfen. Wir sprechen dabei vom „ineffektiven Wehren“, also Wehren, das nichts bringt. Das Verhalten des betroffenen Kindes wird Mobbing nicht beenden – egal wie sich das Kind verhält. Mobbing betrifft immer eine Gruppe und muss in dieser auch bearbeitet werden. Ratschläge dieser Art erwecken beim Kind den Eindruck, dass das eigene Verhalten verantwortlich für die Situation ist. Das ist aber nicht der Fall.
Wichtig zu wissen ist: Weder das eine, noch das andere beendet das Mobbing und trotzdem läuft es oft darauf hinaus. Wenn Betroffene die Schule verlassen, ist das oft ein „Opferschutz“. Das Bedürfnis einen „Täter“ der Schule zu verweisen ist oft eher ein Bedürfnis nach Strafe und „Gerechtigkeit“. In einem Mobbingsystem gibt es aber keine Gewinner – die Situation ist für alle schwierig. Auch wenn Betroffene die Schule verlassen, muss mit der Klasse gearbeitet werden, damit sich das Mobbing nicht wiederholt.
In einem Klassensystem, in dem Mobbing passiert, leiden meist alle Kinder, nicht nur die Betroffenen, sondern auch die „Zuschauenden“. Nehmen Sie Ihr Kind ernst in seinen Aussagen und überlegen Sie vielleicht, was es tun kann (ohne sich selbst in die „Schusslinie“ zu bringen). Hilfe holen ist kein Petzen! Auch Sie können Kontakt mit der Lehrkraft aufnehmen, wenn es Ihrem Kind nicht gut geht in der Klasse.