Hauptinhalt

Fragen & Antworten zu "Wut im Bauch: Kleine Kinder verstehen und Lösungen finden"

In unserem Web-Coaching am 08.10.2025 gab es viele hilfreiche Infos für Eltern rund um das Thema Wut und Trotz bei kleinen Kindern. Die Aufzeichnung können Sie hier ansehen. Im Folgenden finden Sie eine Zusammenstellung der häufigsten Fragen aus dem Chat sowie die dazugehörigen Antworten und weiterführende Informationen.

Wut / Autonomiephase allgemein

Wut ist ein Zeichen dafür, dass das Kind FÜR SICH kämpft (nicht gegen Sie). Hinter jeder Wut steckt ein Bedürfnis. Das Kind kann es im Moment nur noch nicht anders ausdrücken. Die Wut ist ein Zeichen für seine seelischen Not. Es ist also wichtig festzustellen, welches Bedürfnis gerade nicht erfüllt ist. Geht es dabei z. B. um Selbstbestimmung, um Anspannung / Stressabbau oder um ein Nähebedürfnis etc. Es kann auch helfen zu beobachten: Wann kommt die Wut? In welchen Situationen? Gibt es wiederkehrende Auslöser? Gibt es wiederkehrende Zeitpunkte (z. B. nach der Kita).
Mehr Infos zur Autonomiephase in Standardsprache gibt es in diesem Artikel auf BAER und in diesem Elternbrief.
Auf BAER gibt es dazu auch Infos in Leichter Sprache.
 

Wut ist ein sehr wichtiges Gefühl. Kinder sollen es unbedingt haben dürfen und lernen damit umzugehen. Dabei können Sie Ihrem Kind auch helfen, indem Sie mit ihm vorab besprechen, was ihm gut tun würde, wenn es so starke Gefühle bekommt. So kann es herausfinden, was ihm dann hilft (z. B. fest auf den Boden stampfen, in ein Kissen boxen, Atemtechniken, Bewegung, Kuscheln, etc.). Wenn Sie feststellen, dass ihr Kind regelmäßig überfordert ist und deshalb Wutanfälle bekommt, dann können Sie vorab gemeinsam mit dem Kind überlegen, wie man diese Situationen von Anfang an besser gestalten könnte.
Kinder müssen erst lernen Gefühle einzuordnen und die passenden Wörter dafür zu finden. Es hilft ihnen, wenn Eltern Situationen (nach)besprechen und Gefühle benennen („du bist / warst gerade so sauer / wütend / frustriert / empört / zornig / traurig / enttäuscht… weil XY nicht…“ ). So lernen sie mitzuteilen, was los ist.
Weitere Tipps zur Autonomiephase gibt es in diesem Artikel auf BAER und in Videos auf www.stark-durch-erziehung.bayern.de

„Wenn-Dann“ sind typische Bestrafungssituationen „Wenn du nicht gehorchst, dann darfst du nicht…“ Reden Sie mit dem Kind über das Gefühl, das es gerade hat. Versuchen Sie herauszufinden, warum es nicht mitmachen möchte. Das hat immer einen Grund, denn Kinder machen an sich grundsätzlich mit. Im Beispiel mit der Flasche könnte Ihr Kind vielleicht das Geräusch toll finden und Sie könnten ihm Alternativen anbieten: Kann Ihr Kind einen Topf und einen Holzlöffel bekommen, um Geräusche zu machen? Oder können Sie Glasflaschen eine Weile aus seiner Reichweite stellen (also versuchen aus einer „Nein“-Umgebung eine „Ja“-Umgebung zu machen, in der Sie nicht so viel verbieten müssen)?
Es hilft auch, wenn Eltern Kindern sagen, was sie tun sollen, anstatt was sie nicht tun sollen. Beispielsweise statt: „nicht gegen die Tür hauen“ – „Stopp! Stelle bitte die Glasflasche weg und lass die Tür stehen. Du darfst hiermit (Alternative anbieten) Geräusche machen.“
Es gibt jedoch viele verschiedene Gründe, die in dieser und weiteren Situationen hinter dem Verhalten stecken können. Vielleicht hilft es, wenn Sie sich dazu mit anderen Eltern austauschen oder sich von Fachkräften beraten lassen.
Mit anderen Eltern können Sie sich z. B. bei ELTERNTALK austauschen. ELTERNTALK bietet moderierte Gesprächsrunden für Eltern rund um den Erziehungsalltag. Für Beratung von Fachkräften können Sie sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
 

Da gibt es natürlich einen Rahmen. Mehr Infos zur Autonomiephase in Standardsprache gibt es in diesem Artikel auf BAER und in diesem Elternbrief.
In diesem Artikel auf BAER gibt es auch Infos in Leichter Sprache.
Wenn Sie sich unsicher sind, ob es sich um eine Verhaltensauffälligkeit handelt, würden wir Ihnen empfehlen, das Verhalten in einer Beratungsstelle zu besprechen und von Fachkräften einordnen zu lassen. Sie können sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
Digitale bzw. telefonische Beratung gibt es bei der bke-Onlineberatung

Jedes Kind hat ein inneres Bedürfnis nach Nähe, Liebe, Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Ist der Beziehungstank voll, fühlt sich das Kind geliebt, verstanden und angenommen. Es ist dann meist ausgeglichener, selbstbewusster und kann besser mit Herausforderungen umgehen. Ist der Beziehungstank leer, fühlt sich das Kind oft traurig, unsicher, gereizt oder sucht verstärkt nach Aufmerksamkeit. Der Beziehungstank kann durch verschiedene Dinge wieder „aufgefüllt“ werden, zum Beispiel durch

- Aufmerksamkeit (Zeit mit dem Kind verbringen, zuhören, gemeinsam spielen, liebevolle Stimme, Blickkontakt),

- körperliche Nähe (Kuscheln, Umarmungen, liebevolles Berühren),

- Lob und Anerkennung (das Kind für seine Bemühungen und Erfolge wertschätzen),

- gemeinsame Aktivitäten (zusammen lachen, etwas Schönes unternehmen, gemeinsam lesen),

- Verständnis zeigen (Gefühle und Bedürfnisse des Kindes ernst nehmen und darauf eingehen),

- Verlässlichkeit (da sein, wenn das Kind Unterstützung braucht).

Mehr zum Thema kindliche Bedürfnisse finden Sie im Elternbrief Nr. 7.

Es kann sein, dass Ihr Sohn einfach Zeit braucht, um sich wieder zu beruhigen. Vielleicht übt er, sich selbst zu regulieren, um dieses starke Gefühl mit sich selbst auszumachen und möchte daher in dieser Zeit keinen Blickkontakt. Das können Sie akzeptieren. Signalisieren Sie, dass Sie in der Nähe sind und gerne wieder zu Kontakt bereit sind, wenn ihr Sohn das dann wünscht. Oder vielleicht braucht er gerade Kuscheln / Buchvorlesen ohne Blickkontakt? Probieren Sie mal aus, ihm so etwas anzubieten.
Viele Tipps zum Thema Streit gibt es auch im Web-Coaching „Dicke Luft im Familienalltag“.

Wenn ein Kind sich selbst oder andere mit dem Wutanfall gefährdet, dann ist es wichtig, das Kind durch Festhalten zu schützen (z. B. nicht auf die Straße zu rennen). Im Rahmen eines sicheren Ortes kann es jedoch keinen allgemeingültigen Rat geben. Jedes Kind braucht etwas anderes, um wieder aus der Wut herauszukommen und das kann von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Für manche Kinder ist eine Umarmung gut, da unser Nervensystem sich dadurch im großen Stress beruhigen kann, aber hier sind alle Menschen unterschiedlich. Vielleicht braucht ihr Kind eher einen Situationswechsel, sich einkuscheln in eine Höhle, oder etwas Aktiveres (z. B. den Stress durch Springen abbauen). Wichtig ist, das Kind in seiner Wut einfühlsam zu begleiten und nicht den Wutanfall zu unterbinden. Nur dann lernt das Kind, wie es mit so starken Gefühlen umgehen und sie verarbeiten kann. Wird Wut konstant unterdrückt führt das zu negativen Spätfolgen. Signalisieren Sie dem Kind immer „Ich bin für dich da!“. 
Versuchen Sie in einem ruhigen Moment gemeinsam mit ihrem Kind herauszufinden, was ihr / ihm hilft und machen Sie Vorschläge, z. B. stampfen, ein Kissen boxen, schnauben wie ein Pferd etc. 

Wut in Alltagssituationen

Versuchen Sie Ihrem Sohn zu erklären, warum Zähneputzen so wichtig ist. Sie können ihm z. B. Kinderbücher zu diesem Thema vorlesen. Bauen Sie das Zähneputzen in Spiele im Alltag ein: z. B. indem Sie zusammen der Puppe oder einem Kuscheltier die Zähne putzen. Vielleicht können Sie auch ein gemeinsames Spiel aus dem eigenen Zähneputzen machen: „Jetzt gehen wir auf Jagd nach Karies und Baktus!“ Und bei jedem Zahn rufen Sie laut „Jetzt habe ich wieder einen erwischt!“. Und oh, da ist noch einer, gleich hab ich ihn, oh nein, er ist zum nächsten Zahn rübergehüpft!“ Dann macht Zähneputzen vielleicht sogar Spaß. Oder Sie nutzen einen Zahnputzsong, die es online gibt und spielen ihn zeitgleich zum Zähneputzen ab.
Vielleicht geht es Ihrem Sohn auch darum, mehr mitzuentscheiden? Lassen Sie ihn die Zahnbürste auswählen. Vielleicht schmeckt Ihrem Sohn die Zahnpasta nicht? Kaufen sie zwei oder drei verschiedene und lassen ihn ausprobieren, welche ihm schmeckt. Außerdem gibt es kreative und spannende Sanduhren. Vielleicht begeistert eine davon Ihren Sohn während des Putzens? Darüber hinaus gibt es Plaque-Färbetabletten, die zeigen, welche Stellen noch nicht geputzt sind. Vielleicht ist das auch eine spannende Erfahrung für Ihren Sohn („das Blau“ wegputzen?). Kinder lieben es auch, wenn sie bei den Eltern die Zähne putzen dürfen. Bieten sie an: „Erst ich eine Minute bei dir und dann du eine Minute bei mir und dann wechseln wir wieder.“ Experimentieren Sie gemeinsam mit Ihrem Sohn um eine Lösung zu finden. 

 

Ihr Kind wehrt sich, weil es gerade ein unerfülltes Bedürfnis hat. Versuchen Sie herauszufinden, was dahintersteckt: Braucht es Nähe, also z. B. eine Umarmung? Möchte es nicht weg von dem letzten Ort und braucht Trost für den Abschied? Braucht es Bewegung und möchte vielleicht noch einmal zwei Minuten rennen? Versuchen Sie, ausreichend Zeit einzuplanen, damit es nicht zu Stresssituationen im Auto kommt. Nehmen Sie sich z. B. Zeit, vor dem Anschnallen im Auto ein gemeinsames Spiel zu spielen, das Sie beide mögen. Oder Sie lesen ein Buch vor, dass es nur im Auto gibt oder irgendeine andere positive Aktivität (z. B. Kuscheln oder Kitzeln). Vielleicht möchte Ihr Kind eingebunden werden und etwas selbst machen (z. B. mithelfen beim Anschnallen)? Falls das alles nicht hilft, gehen Sie doch mal in eine Beratungsstelle, um sich weitere Tipps zu holen. Sie können sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.

Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
Digitale bzw. telefonische Beratung gibt es bei der bke-Onlineberatung

Das klingt sehr anstrengend und es ist nachvollziehbar, dass bei Ihnen beiden nach einem langen Tag schnell die Nerven blank liegen, gerade wenn Sie alleinerziehend sind und an niemanden Aufgaben abgeben können. 
Kinder lernen am Modell, was bei Stress hilft. D. h. Ihr Sohn schaut, was Sie machen, wenn Sie unter Anspannung geraten, und ahmt das Verhalten nach. Wir würden Ihnen daher empfehlen zu überlegen, was anders war an Abenden, die besser gelaufen sind? Was hat Ihnen und Ihrem Kind an diesen Abenden gutgetan? Sodass Sie ruhiger auf Ihr Kind eingehen können. 
Hilfreich für großen Stress und Wut ist es, vorher Techniken mit Kindern zu üben, die bei großer Anspannung helfen. Stress sitzt im Körper und wird am besten körperlich abgebaut, d. h. Atemtechniken, Summen, Stampfen, Kuscheln etc. Überlegen Sie in einem ruhigen Moment, was helfen könnte und üben Sie das gemeinsam ein.
Ganz konkret auf Ihre Abendsituation bezogen könnte es auch hilfreich sein, die Zeit besser zu veranschaulichen (Stoppuhr, Sanduhr, Apps, die den Ablauf der Zeit bildlich veranschaulichen o. Ä.) und alles in kleine Schritte einzuteilen („Schau, jetzt haben wir zehn Minuten für das Anziehen des Schlafanzuges.“ Anschließend: „Und jetzt haben wir fünf Minuten für das Zähneputzen“ usw.). Falls der Klamotten-Wechsel zu „unbequem“ ist, hilft es manchen Kindern, wenn die Kleidung vorher erwärmt wird (niedrige Temperatur im Backofen oder mit dem Föhn), so dass sie kuschelig warm ist. Manchmal hilft es auch, den Körper des Kindes selbst beim Umziehen zu föhnen.
Wenn er nach dem Abendessen zu müde ist für das Umziehen, wäre es vielleicht eine Möglichkeit, dass er den Schlafanzug schon davor anzieht und mit Bademantel isst? Dann muss er danach nur noch Zähneputzen.
Falls das nicht weiterhilft, können Sie sich auch an eine Beratungsstelle wenden, in der Fachkräfte mit Ihnen gemeinsam weitere Lösungsmöglichkeiten zu überlegen. 
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
Zu den Mütter- und Familienzentren

Vielleicht hilft es Ihnen auch, sich mit anderen Eltern auszutauschen, z. B. bei einer ELTERNTALK-Runde in Ihrer Nähe. ELTERNTALK bietet moderierte Gesprächsrunden für Eltern rund um den Erziehungsalltag. 

Umbrüche / Ortsveränderungen fallen vielen Kindern erstmal schwer. Das kommt häufig vor. Kündigen Sie Ortsveränderungen vorher an, am besten mit festen Angaben, die das Kind versteht, z.B.: „Du darfst noch fünfmal Rutschen, dann gehen wir rein.“ Oder wenn das Kind Zeitangaben schon verstehen kann: „In zehn Minuten gehen wir rein.“ Nach fünf Minuten: „Und jetzt gehen wir in fünf Minuten rein“. Gehen Sie dann auch tatsächlich rein, ohne noch andere Stopps zu machen. Zeigen Sie Verständnis, dass es ihm schwerfällt: „Du bist gerade traurig und wütend, dass wir reingehen. Du wärst noch gerne draußen geblieben. Draußen ist es gerade noch richtig schön, stimmt’s?“ Und dann aber auch: „Jetzt ist aber XY und dazu müssen wir reingehen.“ Vielleicht finden Sie Rituale, die Ihnen auf dem Weg nach drinnen helfen? Beispielsweise können Sie sich von draußen mit Worten und Winken verabschieden: „Tschüss Schaukel! Tschüss Baum! Bis morgen“. Oder es gibt eine Hochgehgeschichte, die immer auf der Trepper weitererzählt wird (jeder denkt sich einen Satz aus und erzählt die Geschichte weiter) etc.
Mehr Infos zu Trotz, Widerstand und Grenzen gibt es in hilfreichen Videos auf www.stark-durch-erziehung.bayern.de

Versuchen Sie herauszufinden, was hinter dem Schreien steckt. Hinter jedem Verhalten steckt ein Bedürfnis. Vielleicht gibt es Kompromisse? Oder Sie machen ein Spiel daraus: „Wir versuchen so leise wie möglich herauszuschleichen – wer schafft es am leisesten? Und wenn wir draußen sind, dann machen wir ein Wettquietschen, wer am lautesten ist?“ Wenn die Kinder weiterhin laut im Flur sind, dann ist es immer wieder wichtig zu sagen, dass Sie das nicht möchten und welches Verhalten Sie sich stattdessen wünschen. Sagen Sie also ihren Kindern: „Ich möchte, dass ihr im Flur leise seid“. Erklären Sie, warum Ihnen das wichtig ist und welche Werte für Sie dahinterstehen (Rücksicht, Höflichkeit, …).
Strafen beschämen Kinder und wirken nicht langfristig. Konsequenzen sind logische Folgen eines Verhaltens, die direkt mit dem Verhalten zusammenhängen. In diesem Fall wäre es vielleicht gut, wenn ein Nachbar mal freundlich zu ihrem Kind sagt, dass ihm das manchmal zu laut ist? Dann merkt das Kind, warum Sie diese Regel einfordern. Achten Sie besonders darauf, wenn Ihre Kinder es schaffen, leise zu sein und loben Sie sie jedes Mal dafür. Damit zeigen Sie, dass sie das gewünschte Verhalten wahrnehmen und sich darüber freuen. Kinder wiederholen Verhalten, das bestärkt wird.

Wut gegen die Eltern / Großeltern

Für Kinder sind Übergänge häufig sehr schwierig und auch bei eigentlich vertrauten Bezugspersonen kann es dazu kommen, dass der Übergang plötzlich schwerfällt. Versuchen Sie den Stress herauszunehmen und dem Kind Zeit zu geben. Spielen Sie am besten ein Spiel, das allen Spaß macht, so dass sich das Kind langsam auf die Übergabe vorbereiten kann und sich nicht „plötzlich“ trennen muss. Schleichen Sie sich aber trotzdem nie heimlich heraus: Es ist wichtig, dass das Kind den Abschied mitbekommt und den Abschiedsschmerz verarbeiten kann. Reagieren Sie einfühlsam auf die intensiven Gefühle mit tröstender Stimme und tröstendem Gesichtsausdruck.

Da ist ein normales Verhalten. Dennoch ist es wichtig, dass er lernt, dass es weh tut und nicht geht. Es wird aber dauern, bis er das kann und weiß. Sagen Sie deutlich „Stopp“ und „Hör auf! Hauen / Beißen tut weh!“. Sie dürfen auch die Hand festhalten, um das Hauen zu stoppen - aber nicht als Strafe, nur als Selbstschutz vor Gewalt. In dem Moment selbst hilft es Ihrem Sohn, wenn Sie ihm zeigen, dass Sie sehen, in welcher Wut er ist: „Du bist gerade ganz wütend, so wütend, dass du sogar haust.“ Versuchen Sie, ihm immer wieder, auch in ruhigen Momenten zu sagen, dass Hauen weh tut. Beißen und Hauen kann ein Ausdruck von Stress und Überforderung sein. Beobachten Sie, in welchen Situationen es stattfindet und welche Stress-Auslöser es begünstigen. Helfen Sie Ihrem Sohn, andere Strategien kennenzulernen, um seinen Stress abzubauen. Bieten Sie im Alternativen an: „Schau mal, in dieses Kissen kannst du hauen.“ Oder sie kaufen einen Babybeißring (fürs Zahnen) und holen diesen, wenn er beißt und sagen, dass er da reinbeißen darf. Vielleicht hilft es ihm auch, wenn er etwas anderes mit dem Mund spüren oder fühlen kann, wenn er beißt.

Das haben Sie genau richtig erkannt: bei Wut und Stress setzt der „denkende Teil“ im Gehirn aus. Sie erreichen ihr Kind aber noch über Gesichtsausdruck, Handbewegungen, Körperhaltung und Tonfall. Gehen Sie auf die Ebene des Kindes (also in die Hocke), sprechen Sie mit einer beruhigenden Stimme und einem mitfühlenden Gesichtsausdruck mit ihm. Zudem helfen Ihrem Kind körperliche Strategien, um die Wut loszukriegen. Es wäre gut, wenn Sie gemeinsam in einem ruhigen Moment überlegen, was der Wut guttut und zusammen Techniken üben, z. B. in ein Kissen hauen, Atemübungen, Springen, Kuscheln etc. Viele Kinder führen solche Techniken sogar automatisch aus, indem sie auf den Boden stampfen, oder auf etwas hauen. Schauen Sie, was Ihrem Kind guttut und bieten Sie aus diesem Bereich etwas an. Lassen Sie ihr Kind in so einer Situation nicht allein und schicken Sie es auch nicht weg („Geh in dein Zimmer, bis du dich beruhigt hast.“), damit würde das Kind nur lernen, dass es keine Wut haben darf und diese unterdrücken muss. Es ist aber wichtig, dass es lernt, wie es mit der Wut umgeht.
Mehr Infos zu Trotz, Widerstand und Grenzen gibt es in hilfreichen Videos auf www.stark-durch-erziehung.bayern.de

Hinter Wut steckt immer ein unerfülltes Bedürfnis. Es kann viele Gründe haben, warum der Papa zurzeit die Wut abbekommt. Vielleicht hat er eine Grenze gesetzt, die die Tochter wütend macht. Oder sie fühlt sich bei ihm so sicher, dass sie genau deswegen dort ungefiltert ihre Gefühle rauslassen kann. In jedem Fall ist es wichtig, ihr deutlich zu sagen „Stopp, Hauen tut weh!“, wenn das passiert.
 

Wut zwischen Geschwistern und anderen Kindern

Es ist ein völlig normales Verhalten, wenn ein dreijähriges Kind haut und schubst. Das macht er nicht aus Aggression anderen gegenüber, sondern weil er für sich selbst und um seine Bedürfnisse kämpft. Kinder müssen erst lernen, ihre Gefühle sowie Impulse zu steuern und zu verstehen, dass sie anderen dabei wehtun. Sprechen Sie mit den Erzieherinnen und Erziehern darüber. Überlegen Sie gemeinsam, was Ihrem Sohn hilft das zu lernen. Da es nur in der Kita vorkommt, ist es Aufgabe der Erzieherinnen und Erzieher Ihren Sohn dabei zu begleiten seine Gefühle zu regulieren. Sie können aber auch immer wieder zu Hause thematisieren, dass Schubsen und Hauen weh tut. Geben Sie Ihrem Sohn außerdem Ideen, wie er sich in solchen Situationen anders verhalten könnte. Sie können z. B. auch gemeinsam Kinderbücher zu dem Thema lesen.

Versuchen Sie ruhig zu bleiben und ihren Sohn in der Wut zu begleiten mit ruhigen Worten und ruhigem Gesichtsausdruck. Sagen Sie ihm, dass Sie verstehen, dass er gerade sehr wütend ist. Besprechen Sie später in einem ruhigen Moment mit Ihrem Sohn, was er tun kann, wenn er so wütend wird, um sich zu beruhigen. Das muss er bzw. müssen Sie gemeinsam ausprobieren: z. B. in ein Kissen hauen, sich bewegen, aufstampfen usw. Welche Ideen hat er selbst? Kinder müssen das erst lernen. Vielleicht ist auch die Spielsituation mit dem Freund zu lang und zu intensiv. Vielleicht hilft es ihrem Sohn, wenn es zwischendrin ruhigere Phasen gibt (z. B. können Sie beiden Kindern ein Buch vorlesen oder die beiden hören 15 Minuten lang ein Hörbuch). Wenn es sehr oft vorkommt, holen Sie sich weitere Tipps in einer Beratungsstelle. Sie können sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
Digitale bzw. telefonische Beratung gibt es bei der bke-Onlineberatung

Haben Sie immer im Kopf: Ihre Tochter kämpft nicht gegen den Bruder oder die anderen Kinder, sondern sie kämpft für ihre eigenen Bedürfnisse. Trotzdem Hier ist es wichtig, Ihre Tochter zu begrenzen: Sie darf keine Gewalt anwenden. Gewaltanwendung ist nicht ok, aber Unterstützung holen ist stark! Vielen Kindern hilft es, zu zeigen, wie groß ihre Wut ist, z.B. indem Ihr Kind so fest in Ihre Hand drücken darf, um auf einer Skala von 1-10 zu zeigen, wie stark aktuell das Gefühl ist. Vielleicht hilft auch ein „Haukissen“ und sie sagen: „Warte, ich hol schnell das Haukissen. Dem tut es nicht weh.“ Oder Sie bieten an, mit Ihrer Tochter gemeinsam in einen anderen Raum zu gehen, wo es ruhig ist. Versuchen Sie in einem ruhigen Moment mit ihr über die Wut zu sprechen (wo im Körper sitzt sie? Wie fühlt sie sich an? Warm/kalt? In welchen Situationen ist sie da, wann nicht?). So können Sie vielleicht herausfinden, was Ihre Tochter wütend gemacht hat und gemeinsam überlegen, was der Wut guttut. Stress sitzt im Körper und wird körperlich abgebaut, d. h. Sie können gemeinsam Alternativen ausprobieren (in ein Kissen boxen, stampfen, springen etc..).
 

Kinder können nicht immer ihre Bedürfnisse erklären. Auch wenn er keinen Grund nennen kann, so gibt es einen. Hinter Aggression steckt immer ein nicht erfülltes Bedürfnis. Versuchen Sie, geduldig zu bleiben und immer wieder mit ihm darüber zu reden. Vor allem auch in guten Momenten. Sagen Sie aber auch ganz klar „Stopp“ und dass Sie kein Kratzen / Beißen akzeptieren. Versuchen Sie ihn dabei „zu ertappen“ wenn es gut läuft und er nicht kratzt und beißt und loben Sie ihn dafür. Damit fördern Sie das positive Verhalten. Seien Sie geduldig, es braucht Zeit, bis Kinder geeignete Strategien lernen.

Da Sie selbst im Kindergarten nicht dabei sind, ist es vor allem wichtig mit den Erzieherinnen und Erziehern zu sprechen und gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden. Wenn Ihr Sohn in großen Gruppen eher gestresst ist, dann könnten Sie überlegen: Gibt es auch in der großen Gruppe „Inseln“, wo er mehr Ruhe hat? Vielleicht ist es ihm auch zu laut und er kann zwischendurch bei Bedarf mal Micky-Mäuse (Kopfhörer) aufsetzen zur Lärmreduzierung? Reden Sie auch mit Ihrem Sohn, wie es ihm dabei geht. Fragen Sie ihn, was bei den kleinen Gruppen leichter und bei den großen Gruppen schwieriger ist. Helfen Sie ihm, Wege zu finden mit der Wut umzugehen und Alternativen auszuprobieren, z. B. lautes Stampfen oder Klatschen, Hüpfen, in ein Kissen hauen/schreien, wie ein Löwe fauchen usw. Bitten Sie die Erzieherinnen und Erzieher, Ihren Sohn dabei zu unterstützen, Wege zu finden.

Wut des Kindes gegen sich selbst

Mit dem Kopf gegen die Wand zu hauen ist eine Aggression gegen sich selbst und kann u. a. zur Stressreduzierung eingesetzt werden. Dieses Verhalten ist gar nicht so selten. Dennoch ist es wichtig, Ihre Tochter vor Verletzungen zu schützen, indem Sie deutlich „Stopp. Hör auf!“ sagen. Sie würden sie ja auch stoppen, wenn sie andere hauen würde. Vielleicht hilft es auch, ein Kissen zwischen den Kopf und die Wand zu schieben? Versuchen Sie mit Ihrer Tochter gemeinsam herauszufinden, wie sie den Stress anders abbauen kann, so dass sie weitere Möglichkeiten kennenlernt. Falls sie den Kopf rhythmisch gegen die Wand haut und starke körperliche Reize braucht: Vielleicht hilft es, wenn sie sich den Körper von oben nach unten abklopft (eventuell auch in einem bestimmten Rhythmus)? Oder Sie machen gemeinsam eine andere rhythmische Bewegung (z. B. im Musiktakt durch den Raum marschieren etc.). Wenn Ihre Tochter mit diesem Verhalten nicht aufhört, wäre es gut, wenn Sie Ihre Kinderärztin / Ihren Kinderarzt oder eine Beratungsstelle aufsuchen und sich dazu Hilfe holen. Sie können sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 
Digitale bzw. telefonische Beratung gibt es bei der bke-Onlineberatung

Es scheint so, als ob Ihr Kind gerne alles richtig machen möchte und viel Frust empfindet, wenn etwas nicht funktioniert. Gut wäre, immer wieder zu sagen, dass wir alle uns mal über etwas ärgern, das aber nichts mit Dummheit zu tun hat. Manchmal ist vielleicht ein Verhalten nicht klug, aber es ist nie der ganze Mensch dumm. Vielleicht würde es Ihrem Kind helfen, nach einem „gescheiterten“ Versuch tief durchzuatmen (so als würde man einen Luftballon im Bauch aufpusten und die Luft anschließend langsam rauslassen. Oder Sie machen gemeinsam das sogenannte „Box-Breathing“: Drei Sekunden lang die Luft einatmen, drei Sekunden lang die Luft anhalten, drei Sekunden lang ausatmen, drei Sekunden lang die Luft anhalten. Das Ganze wiederholen Sie einige Minuten lang. Es hilft dabei, Stress abzubauen.
Beobachten Sie auch sich selbst, denn Kinder lernen viel von den Eltern. Sagen Sie auch manchmal, wenn etwas nicht klappt, „Ich bin so blöd / dumm…“? Wenn ja, versuchen Sie das zu ändern.

Wut / Ärger der Eltern

Es ist auf jeden Fall gut, wenn Sie merken, dass Ihnen diese Situation schwerfällt und Sie daran etwas verändern möchten. Vielen Eltern hilft es, den Atem zu zählen (z. B. dreimal tief durchatmen) bevor Sie Ihrem Kind antworten. Stress sitzt im Körper und wird am leichtesten durch Körpertechniken abgebaut. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich selbst beruhigen, bevor Sie die Situation mit Ihrer Tochter klären.
Überlegen Sie auch, warum es Ihnen so wichtig ist, dass Ihre Tochter ordentlich isst. War das in Ihrer Kindheit eine wichtige Regel? Haben Sie diese Regel unbewusst oder bewusst übernommen? Ist es denn überhaupt möglich, dass ein vierjähriges Kind schon so ordentlich wie ein Erwachsener isst? Woher kommt Ihre eigene Wut? Überlegen Sie für sich, welches Verhalten beim Essen für Sie unverhandelbar ist und bei welchem Verhalten es auch Kompromisse geben kann. Besprechen Sie diese Ideen mit Ihrer Tochter und schauen sie, welche Ideen sie selbst hat.

Kinder leben im Moment, deshalb empfinden sie es nicht als Trödeln. Ihrer Tochter könnte es helfen, wenn Sie klare Zeitangaben machen und diese z. B. mit Zeitmessern veranschaulichen, bei denen optisch veranschaulicht wird, wieviel Zeit noch übrig ist, bis die nächste Aufgabe etc. ansteht.
Vielleicht steckt hinter dem Trödeln aber auch ein Bedürfnis, das nicht erfüllt ist? Braucht sie mehr Ruhe? Mehr Auszeiten? Oder ist sie mit Tagträumen beschäftigt? Reden Sie mit Ihrer Tochter in einem guten, ruhigen Moment und versuchen Sie gemeinsam Kompromisse zu schließen – wann ist Trödeln ok und wann ist keine Zeit dafür?
Es ist auf jeden Fall gut, wenn Sie erkennen, dass Sie die Situation ärgert. Finden Sie heraus, was Sie selbst beruhigt, bevor Sie reagieren (z. B. tief atmen, von 10 rückwärts zählen, kaltes Wasser ins Gesicht, ein Glas Wasser trinken, sich schütteln, Klopftechniken, eventuell kurz den Raum verlassen, sich bewegen, etc.). Falls Ihnen das schwerfällt, dann können Sie sich auch gerne Hilfe in einer Beratungsstelle holen. Sie können sich z. B. an einen Familienstützpunkt oder eine Erziehungsberatungsstelle wenden.
Zu den Familienstützpunkten in Bayern
Zu den Erziehungsberatungsstellen in Bayern 

Mehr zum Thema „Überforderung der Eltern können Sie auch in diesem Artikel auf BAER in Standardsprache lesen
Infos zum Umgang mit Wut und Stress in Leichter Sprache gibt es in diesem Elternbrief

Machen Sie sich immer bewusst, dass Ihr Sohn Sie nicht damit treffen möchte. Mit Aggressionen kämpfen Kinder immer für sich und ihre eigenen Bedürfnisse (oft auf noch nicht angemessene Art und Weise) und nicht gegen die Eltern. Diese Haltung kann helfen, damit umzugehen. Oft ist Kindern gar nicht klar, was Schimpfwörter bedeuten, sie wiederholen sie nur. Wenn man die Kinder danach fragt und erklärt, was das bedeutet, dann sind manche Kinder sehr erstaunt. Bleiben Sie in jedem Fall ruhig und beschimpfen Sie nicht zurück. Sie können Ihrem Kind (immer wieder) erklären, was für ein Gefühl das bei Ihnen (und auch bei anderen) auslöst und ruhig und klar sagen, dass Sie das nicht wünschen. Eine Möglichkeit wäre z. B. „Das ist ein sehr schlimmes und beleidigendes Schimpfwort. Es verletzt mich, wenn du so etwas sagst. Ich möchte so ein Schimpfwort nicht hier bei uns zu Hause hören. Ich versuche dich freundlich zu behandeln und ich möchte auch, dass du mich freundlich behandelst.“ Versuchen Sie zusammen Wörter zu finden, die er sagen darf, wenn er sich sehr ärgert. Vielleicht auch Quatsch-Schimpfwörter z. B. „du saure Gurkensocke“, Kinder haben an Quatsch-Schimpfwörtern viel Spaß.
Und haben Sie Geduld, wenn es dauert, bis er das lernt. Oft sind die Schimpfwörter nur eine Phase.